WUT

Wie ist es möglich soviel Wut in sich zu tragen?? 

Gerade vorhin musste ich mich über meinen neuen Küchenherd sehr ärgern. Etwas was hie und da vorkommt. Nichts was so schlimm wäre, dass es diese heftige Aggression rechtfertigen würde.

Ab und zu passiert mir etwas, und es kommt soviel Hass hoch,... soviel dass ich mir kaum erklären kann, wie sich dermaßen viele dunkle Gefühle in mir anstauen konnten. 

Ich biss die Zähne zusammen damit meine Schreie nicht zu laut werden würden, und knallte das Küchentuch ein ums andere Mal auf den Küchentisch um wenigstens ein bisschen von diesen schwarzen Gefühlen loszuwerden. Immer wieder schlug ich das Tuch mit aller Wucht auf den Tisch, zum Schluss noch meine Faust. 

Ich wollte etwas spüren. Einen Schmerz. Einen realen, physisches Schmerz. 

Es hat geholfen. 

Am liebsten hätte ich mit der flachen Hand auf den kochenden Topf geklatscht und ihn somit auf den Boden gepfeffert, egal ob ich mich dabei verbrannt hätte.

In solchen Situationen habe ich das Gefühl ich bin nicht mehr ich. Da ist ein Ungeheuer in mir drin, das raus will. 

Ein Monster, gefüllt mit reinster WUT. 

In diesen Momenten möchte ich nur noch schreien,.. schreien,... schreien... und ich spüre diese Wut.. diese immense WUT... WUT... WUT..... 

Völlig fehlgeleitet und ich weiß einfach nicht wohin mit dieser geballten Gefahr in mir drin... 

Dann möchte ich mir einfach nur mehr weh tun... damit es aufhört... damit ich diese riesen Wut nicht mehr spüren muss... lieber den Schmerz... 

 

Manchmal... da habe ich Angst vor mir selbst... 

Wenn ich nachts unterwegs bin, hoffe ich, dass mir niemand meine Tasche klaut, oder mir etwas tun möchte... ich wäre mir nicht sicher was passieren würde, wenn irgendjemand auf die Idee käme mich wieder zu einem Opfer machen zu wollen... ich würde es nicht ertragen... nie wieder.. nie wieder.. denke ich dann immer.. NIE WIEDER... NIE NIE NIE NIE NIEMALS WIEDER!!!

Ich habe Angst, dass es Klick machen könnte, und ich denjenigen totschlagen könnte....  dass ich nicht mehr ich selbst bin, nicht mehr unter Kontrolle habe was ich tue... NIE WIEDER..

NIE WIEDER WILL ICH OPFER sein... ich hasse dieses Wort... 

 

Danach merke ich, wie sehr ich mich dennoch noch unter Kontrolle habe...

Ich haue nicht wie gewünscht mit der bloßen Hand auf einen blubbernden Kochtopf. 

Nein, ich klatsche einfach das Tuch auf den Tisch. Es wird nichts kaputt, ich tue mir nicht weh... 

Dennoch muss ich etwas tun... soviel Wut.. soviel, soviel WUT.... ich wundere mich immer wieder... 

es macht mich schwer,... bleiern... danach spüre ich die Last auf meinen Schultern.. heiße Tränen hinter meinen Augen... diese Trauer die hoch kommt... diese Schmerzen in meinen Muskeln.... Tonnen auf meinen Schultern... mein Kopf tut weh... 

Wie ist es möglich, soviel Liebe in sich zu tragen und gleichzeitig dermaßen viel Wut... wie kann man nur so extrem gespalten.. so zerrissen sein... so blutend in sich selbst.... 

 

Immer wieder kommt die Frage hoch...

Wie lange noch?

Wie lange  kann ich so weiter machen.. .wie lange noch werde ich funktionieren... gesellschaftsfähig sein??

Wie lange noch...

 

Ich bin so müde..... 

fühle mich oft so verloren... 

und sitze hier in Wärme und Geborgenheit...

wieso kann ich sie nicht annehmen... nicht richtig fühlen...

 

immer wieder diese unausgesprochene Frage in meinem Bauch und Herzen... ohne Worte.. nur dieses Gefühl..

Habe ich das verdient?

Und immer noch dieser Teil in mir, der mich verhöhnt und mir dreckig entgegenlacht..

 

Nein... du hast das nicht verdient... 

 

Wenn ich in den Spiegel sehe... vor kurzem erst, habe ich mir eine Psychologin angeschaut.. mich mit ihr getroffen... 

und sie fragte mich ganz schlicht, wie ich mich fühle wenn ich in den Spiegel sehe.. wenn ich mich selbst sehe... 

und die Tränen stiegen schon hoch.... die Augen wurden heiß.. .und die Wangen wurden nass... leise und unaufhaltbar...

was sehe ich?

 

Ich sehe Hässlichkeit an schlechten Tagen...

Schmutz und Hässlichkeit... 

Und ich fühle Schmerz... dieser unbändige, kaum erträgliche Schmerz...

 

und etwas in mir schreit immer noch von ganz tief unten zu mir hoch:

Du hast doch gar nicht genug erlebt... das war nicht schlimm genug... du bist ein Nichts... 

 

Und ich versuche zurück zu schreien... 

es war genug.. es war genug!! Ich habe das Recht zu trauern... ich habe das Recht...

 

wie lange noch?

wie lange noch werde ich funktionieren,...

bis etwas in mir zerbricht... 

und ich mit aller Wucht spüren werde...

es war mehr als genug... es war Zuviel...

es war schlimm... 

würde man all den Schmerz in mir in Form von Narben an mir sehen... ich würde aussehen wie ein Brandopfer mit Verbrennungen dritten Grades...

 

und dann schäme ich mich... wie dankbar kann ich sein, nie wirklich verbrannt worden zu sein.... es gibt wohl kaum etwas Schlimmeres, Schmerzvolleres als lebendig zu verbrennen.... 

Diese Scham, so undankbar zu sein.. wie oft hat das meine Mutter gesagt, mit einer Abscheu in ihrer Stimme... du undankbarer Fratz... wie kann man nur so undankbar sein... 

versündige dich nicht... wie oft habe ich diesen Satz von ihr gehört... versündige dich nicht... versündige dich nicht... 

 

vielleicht habe ich das schon? Mit meiner immensen Undankbarkeit??

meine Seele brennt... 

 

Wie lange noch?...

Wie lange noch... 

Wie lange....

 

 

Smart Craving

 

 

 

 

 

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