Ein freundliches Hallo...

Ich kämpfe weiterhin mit meinen Alpträumen in der Nacht,... mit viel Angst, da heuer einige Veränderungen statt finden, und ich doch schwer mit so etwas umgehen kann.

Meine Große fängt mit der Schule an, meine Kleine mit dem Kindergarten. Der Bau wird nach Jahren endlich fertig und wir werden heuer siedeln.

Ich muss wieder neue, nette Mieter für die frei werdende Wohnung suchen, und meine derzeitigen Mieter liegen mir auch schwer im Magen.

Ihr Vertrag läuft heuer aus, und ich weiß noch nicht ob sie bleiben oder nicht. Sie haben ein Baby vor zwei Wochen bekommen. Und wohnen ohne Lift im 1. Stock.

Es wird wenn wir siedeln, für beide Wohnungen ein Gartenteil frei, somit wird natürlich auch der Mietzins teurer.

Ja, das klingt alles so schön, nicht wahr? Aber das ist es wirklich nicht für mich.

Vermieter wissen, dass vermieten immer ein Risikogeschäft ist, und PTBS Kranke haben sicherlich keine guten Nerven für Risikogeschäfte. Hab schon mehr als einmal falsch entschieden, gedacht, das sind sicher gute Mieter, und dann nur Probleme, wegen den Zahlungen, Schäden in der Wohnung usw.

Für mich ist das immer ein Graus wenn ich etwas für die Vermietung tun muss. Wenn ich es nicht müsste, wegen all der Schulden die wir haben, würde ich es lieber leer stehen lassen, auch wenn ich dann sparen müsste.

Es ist mir eine riesen große Last, und will sie nur nicht aufgeben, wegen der Kinder. Heutzutage ist das schon schwer und sooo teuer, vor allem wo wir wohnen eine gute Wohnung zu finden oder gar zu kaufen.

Es ist eine reine Erhaltung wenn man so klein vermietet wie ich. Da gibt es keinen Gewinn, kaum zu glauben als Außenstehender ich weiß. Hier Wohnungen zu kaufen bzw. sie zu erhalten ist wahnsinnig teuer. Die Mieten daher auch nicht klein, und trotzdem ist es nichts mehr als eine Erhaltung der Wohnungen.

 

Also mit dieser Angst im Bauch, als ob es Existenzängste wären, bringe ich die Große in den Kindergarten. Sie konnte gestern nicht gut einschlafen, daher ließ ich sie heute etwas länger schlafen und wir waren schon etwas knapp dran.

Als ich dann vom Kindergarten gehen wollte, war schon bei der Türe, seh ich wie meine Große laut weinend mir nachläuft und in meine Arme hinein. Sie weint so, sie will nicht bleiben, sie will bei mir bleiben.

Was soll man da machen? Am liebsten hätte ich sie mitgenommen. Aber ich weiß wie fatal das werden könnte. Wenn sie das wissen, kommt das immer häufiger. Immer ein Probieren. Sie langweilt sich schon länger im Kindergarten, ist schon das dritte Jahr drin. Freut sich nur auf die Vorschule, weil sie da Aufgaben lösen. Sie ist voll reif für die Schule, die im Herbst beginnt.

Aber auch der Schlafmangel hat sie heute wohl übermannt. Allerdings kam das schon öfter vor, mit wenig Schlaf, da sie ein Schlafproblem hat, und ich mich schon fürchte, ob das auch mit mir zu tun hat, sie bekommt da sicher mehr mit, als sie sollte, von meinen Ängsten .... Die PTBS betrifft leider irgendwie doch die ganze Familie :((

Also hab ich sie beruhigt, und mich auch nicht von der Eile der Betreuerin ablenken lassen. Hab sie fest gedrückt leise Mut gesprochen, und gefragt, ob irgendetwas war in der Gruppe. Laut Betreuerin war sie gar nicht richtig drin, und sprach mit keinem anderen Kind.... hmn...

Ich hab ihr versprochen sie so früh wie möglich zu holen (was ich ja meistens tue, weil sie das möchte) und, dass die Betreuerin ja Mamas Nummer hat, und ich innerhalb von 5min da wäre, wir wohnen ja ganz in der Nähe, wenn auch nur irgendetwas sein sollte...

Sie gab sich dann damit zufrieden, hörte auf weinen, und wir drückten und herzten uns noch ganz fest und sie ging dann mit der Betreuerin in der Hand in ihre Gruppe. Ich schaute ihr noch kurz nach, ob sie nochmal zurück laufen würde (da wäre ich geblieben, auf jeden Fall), und ging dann als ich sie nicht mehr sah....

 

Auf dem Heimweg, denke ich mir noch, wie wenig die Leute heutzutage grüßen. Und dass ich oft Verständnis dafür habe, ging es mir an schlechten Tagen doch auch nicht viel besser. Jedes Guten Morgen ein Kraftakt, dass ich bis ich wieder daheim war, auf die Couch musste, davon rasten, dass ich einfach nur freundlich war, die Augen und den Mund aufgemacht habe,... und wenn es nur ein paar Worte waren....

Ich marschiere also mit der Kleinen im Kinderwagen heim, und da kommt ein Mann an mir vorbei. Ein Ausländer gut erkennbar.... Er lächelt mich freundlich an und sagt "guten Morgen".

Ich lächle zurück und sage es auch. Ja es war schon ein kleiner Kraftakt von mir, aber ich habe mich auch gefreut, und dieses freundliche Hallo in dem Sinne, dieses warme anlächeln, einer ihm komplett Fremden, tat einfach gut.

Ich wünschte es gebe mehr Menschen die das auch so machen würden.

Auch ich selbst habe es stark zurück geschraubt. Wie oft haben die Anderen zwar zurück gegrüßt aber deutlich erkennbar, dass sie eigentlich keine Lust hatten mich zu grüßen. Selbst Leute mit denen ich privat Kontakt hatte.

Ja und manche grüßen nicht mal zurück. Ja wirklich,... das tut mir am meisten weh. Wenn man Guten Morgen oder Hallo lächelt, und man wird nur wie Luft behandelt, und es kam auch schon vor, und immer wieder, dass sie mich tatsächlich ansahen und nichts sagten. Als wäre ich Luft...

Das tut Menschen wie mir außerordentlich weh. Wo man selbst sich ständig in Frage stellt, ein schlechter Mensch zu sein, nicht gut genug,... und dann so etwas...

also wollte ich mir selbst nicht mehr weh tun, und fing an meine Guten Morgen Und Hallos genauer zu verteilen. Mittlerweile bin jetzt meistens ich die zweite die grüßt. Warte meistens ab ob vom Gegenüber was kommt, da ich mir einfach nicht mehr weh tun will...

Ja Ausländer.... schlimm.. das Wort selbst hat mittlerweile schon einen negativen Nachgeschmack...

und ja es ist auch schlimmer geworden seit die Grenzen offen sind. Gerade in meinem Beruf bekomme ich das mehr als deutlich zu spüren, wie hoch der ausländische Anteil bei den Kriminellen ist...

Aber ich habe selbst südländische Wurzeln... waschechte....

Und ich kann auch nicht umhin zu sagen, die meisten Ausländer sind oft freundlicher als die Inländer. (Also rein von der Kultur vom Aussehen mein ich da, da ja auch "Ausländer" oft schon österreichische Staatsbürgerschaften besitzen.

Sie lächeln viel mehr, viel wärmer und grüßen auch viel wärmer.  Und vor allem häufiger.

Sie sind auch  meistens viel liebevoller mit den Kindern.

Wir haben Nachbarn. Zwei Männer. Mein Mann ist der Ansicht die sehen aus wie "Schläfer" also diese Terroristen.

Ist wirklich ein bisschen so, mit Bart und allem drum und dran.

Aber wir grüßen uns. Ich weiß nicht mehr wer von uns angefangen hat. Aber wir lächeln uns immer an und grüßen uns wenn wir uns sehen. Mit meiner PTBS ist natürlich etwas Angst im Bauch, ob ein Körnchen Wahrheit über den Gedanken meines Mannes sein könnte. Fürchte mich ja sogar für Dingen, die überhaupt keinen Sinn ergeben.

Ist das nicht schlimm, wie da alles in einen Topf geworfen wird? Wie weh das tut... selbst mir... wie gesagt auch ich habe echt südländische Wurzeln.

Das sind echt nette Menschen. Sie grüßen so warm und lächeln und nicken oft sogar mit dem Kopf. Sie nehmen einen richtig wahr.

Und ich sehe auch manchmal, besonders in dem mit dem Riesenbart, so etwas wie Dankbarkeit. Vielleicht bilde ich es mir ein, aber ich hab das Gefühl als könnte ich in seinem Gesicht Dankbarkeit lesen, wenn er mich anlächelt und grüßt weil er weiß ich grüße zuerst oder halt zurück auf die gleiche freundliche Art und Weise.

Danke dass du normal mit mir umgehst.

Wie gesagt vielleicht bilde ich es mir auch ein.... aber es tut gut,...

dieses einfache, freundliche, ehrliche Hallo, was einem das Gefühl gibt wirklich da zu sein, und kein Aussätziger noch dazu...

 

Ich werde weiterhin grüßen, wohl dosierter ja, aber ich werde es weiterhin so handhaben. und mich über die Wärme der wenigen Menschen die an mir vorbeilaufen erfreuen und versuchen etwas davon zurück zu geben.

Das tut gut,... für einen winzigen kleinen Moment vergessen dass man in ständiger und ewiger Angst lebt...

 

Es grüßt euch von Herzen,

Smart Craving

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